High Five für ein Outing

Alle kennen diesen enthusiastischen Ausdruck von Erfolg und Sympathie: High Five! Aber wer hat’s erfunden? Natürlich der Baseball. In Person von Glenn Burke, der am 2. Oktober 1977 seinen Teamkollegen mit dieser spontanen Geste feierte.

Der 2. Oktober 1977 ging damit in die offizielle Geschichtsschreibung des High five ein: Das Bild von dem ausladenden Jubel der beiden Teamkollegen Burke und Dusty Baker bei den LA Dodgers ist das erste Zeugnis dieses freudigen Grußes.

Anlass war ein neuer Rekord: Bakers Homerun war sein 30. in der laufenden Saison. Die Dodgers hatten damit zum ersten Mal in der Ballgeschichte gleich vier Hitter im Team, die diese magische Zahl brachen (der Totalrekord eines einzelnen Spielers lag zu der Zeit bei 61* Homeruns in einer Saison). Die überbordende Freude entlud sich bei Glenn Burke in diesem historischen Moment in einer bis dahin unbekannten Bewegung. Mit erhobener Hand rannte er beinahe angriffslustig seinem Freund entgegen. Der war völlig perplex und streckte ihm eher abwehrend als erwidernd seinen Arm entgegen. Dieser Reflex begründete die Geburtsstunde dieses im Sport alltäglich gewordenen Abklatschens.

Geradezu belanglos schilderten die beiden Beteiligten jenen Moment der Presse:

It was a wild, triumphant moment and a good omen as the Dodgers headed to the playoffs. Burke, waiting on deck, thrust his hand enthusiastically over his head to greet his friend at the plate. Baker, not knowing what to do, smacked it. “His hand was up in the air, and he was arching way back,” says Baker, “So I reached up and hit his hand. It seemed like the thing to do.”

Nach dem Homerun kam das Outing

Seit dem Jahr 1980 ist der High five auch im allgemeinen Sprachgebrauch angekommen und wurde erstmals ins Oxford English Dictionnary aufgenommen. Zu dem Zeitpnkt war sein Schöpfer, Glenn Burke (spielte als Profi von 1976-1979), schon nicht mehr aktiv. Vorurteile von Seiten des Managements (und eine Knieverletzung) hatten ihn aus dem Sport gedrängt. Burke war offen homosexuell und machte daraus auch gegenüber seinen Mitspielern und Vorgesetzten kein Geheimnis. Später outete er sich offiziell im Inside Sports-Magazin (1982).

Bis heute ist Glenn Burke der einzige professionelle Ballspieler, der sich während seiner aktiven Karriere outete. Ein Fakt, den auch 40 Jahre später, zumindest in Deutschland keine andere Sportart für sich reklamieren kann. Im Jahr 2014 setzte die MLB erstmalig einen “Inklusions-Beauftragten” ein, der die Anerkennung schwuler Spieler und LGBT-Menschen in dem Sport verbessern soll. 80 Jahre nach der Integration des ersten schwarzen Spielers, Jackie Robinson, und 40 Jahre nach Glenn Burke, scheint die Zeit hierfür mehr als reif. Denn dessen war sich Burke zu Lebzeiten selbst schon sicher:

My mission as a gay ballplayer was to break a stereotype … I think it worked.”
Glenn Burke in People, November 1994.

Burke darf damit auch als Vorlage für die literarische Verarbeitung des Stoffes gelten. In dem Roman Out at the Old Ball Game (deutscher Titel “Das Baseball-Outing”) von Bernie Bookbinder aus dem Jahr 1995 outet einer der teuersten Spieler der fiktiven NY Gents sich selbst und einige andere Stars als Schwule, als ihr Teambesitzer den Club veräußern möchte. Daraufhin kommt dem PR-Manager die brillante Idee, ein Schwulen-Team zu organisieren, das die World Series gewinnt. Der Roman bricht mit dem Tabu, dass ein Baseball Spieler, der ja traditionell als role model für die Jugend fungieren muss, nicht gay sein könne.

Bis zu seinem Tod im Jahr 1995 im Alter von nur 42 Jahren lebte Glenn Burke (geb. 1952) als aktiver Teil der LGBT-Szene in San Francisco. Der Gruß, den er in einem Moment exaltierter Freude beim Ballspiel erfand, begleitete ihn ein Leben lang: High Five wurde ebenso zum lebendigen Symbol von Gay Pride.


Quellen:
ESPN-Doku The High Five: LINK zu vimeo
Burkes Autobiographie: Out at Home – The Glenn Burke Story (1995).
Bernie Bookbinder: Out at the Old Ball Game (1995).

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