Hört auf eure Mütter…

Große Männer, die kleine Bälle werfen: Viele US-Präsidenten liebäugelten mit einer Karriere als Ballstar, bevor sie von der Macht angezogen wurden: Eisenhower, Reagan – und vor allem die Bushs.

An seine Kindheit erinnerte sich Dwight D. Eisenhower (Präsident von 1953-61) einmal mit den Worten:

„Als ich noch ein Junge war, damals in Kansas, gingen ein Freund und ich fischen und wir saßen in der warmen Nachmittagssonne und sprachen darüber, was wir einmal werden wollten, wenn wir groß wären. Ich sagte ihm, ich wollte ein Major League Baseballspieler werden, ein echter Profi, so wie Honus Wagner. Mein Freund sagte, er würde gerne Präsident der Vereinigten Staaten werden. Keiner von uns bekam seinen Wunsch erfüllt.“

Ein anderer, Ronald Reagan (Präsident 1981-89), verkörperte in seiner ersten Karriere als Schauspieler gar die ganz großen Helden seiner Zeit. In einem Streifen namens “The Winning Team” von 1952 spielte der schneidige Reagan die Pitcherlegende Grover Cleveland Alexander. Unter dem Titel «Stars als Stars» steht hier mehr dazu in einem eigenen Inside Corner Beitrag.

 

Am Nachhaltigsten verfolgte jedoch ein ganz anderer den Traum vom Ballspiel: George W. Bush (Präsident 2001-2009) war jahrelang Besitzer der Texas Rangers und fraternisierte regelmäßig mit den Fans auf den Rängen. Er sah sich die Spiele nämlich selten von seiner Loge aus an. Als Präsident errichtete er dann einen Baseballdiamond – ein eigenes Infield, auf dem Gelände des Weißen Hauses in Washington. Doch damit nicht genug: Direkt nach Amtsantritt startete er außerdem die “White House Tee Ball Initiative”. In den folgenden Jahren fanden regelmäßig offizielle Kinder- und Jugendturniere im Weißen Haus statt.

Auf dem Gelände südlich des amerikanischen Herrschersitzes, der sog. Ellipse, trainierten einst sogar die Profis der Washington Senators – jenes Team, das in den 50er Jahren beinahe Fidel Castro unter Vertrag genommen hätte. Mehr dazu, wie der Miaximo Líder von einer Sportskanone dann doch zum Revolverhelden wurde, auch hier auf Inside Corner.

Zu seinem eigenen Verhängnis wurde George W. Bush dann jedoch, dass er sich neben Baseball auch für Football interessierte. Denn natürlich ist mit seiner Person auch jener Moment in der Erinnerung haften geblieben, da er sich auf dem Sofa vor dem Fernseher sitzend ein Football-Spiel ansah, und sich an einer Salzbrezel verschluckte und vor Atemnot das Bewusstsein verlor. Hinterher sagte er der Presse: “Listen to your mothers: ‘when you are eating pretzels, chew before you swallow’“. Dem können wir uns nur anschließen, allerdings mit dem Zusatz:

“Hört auf Inside Corner: Schaut lieber Baseball als Football im Fernsehen!”

Von Bush Junior darf man also halten, was man will – sein Sinn und Einsatz für den Ballsport ist jedoch unverkennbar. Als historischsten Moment seiner Amtszeit bezeichnete er den Wurf des zeremoniellen Ersten Pitches zu Beginn der ersten World Series nach 9/11 im New Yorker Yankees-Stadium. In der nationalen Schockstarre nach den Anschlägen auf das World Trade Center war zum ersten Mal in der Geschichte überhaupt der Spielbetrieb für mehrere Tage zum Erliegen gekommen. Der Sportsender ESPN widmete dem Moment von Bushs symbolträchtigen First Pitch und der Situation, in der er stattfand, eine eigene sehenswerte Dokumentation (ca. 24 min.). Hier findest du den LINK.

Das Beitragsbild oben zeigt übrigens den kleinen George W. (geb. 1946), der schon in der Little League semi-professionell dem Ballsport frönte. Diese Leidenschaft hatte er wohl von seinem Vater in die Wiege gelegt bekommen. Der Senior George H.W. Bush (Präsident 1989-93) bekam im Jahr 1948 als Kapitän des Baseballteams von Yale gar sein Abschlusszeugnis von der Legende Babe Ruth persönlich überreicht:

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