Fred Merkle: Armleuchter oder Wunderkind?

Es ist eines der meist besungenen Plays der Baseballgeschichte: Im Jahr 1908 unterläuft dem Rookie Fred Merkle im Meisterschaftsrennen ein folgenschwerer Baserunningfehler, der ihn den Rest seines Lebens verfolgen würde.

Im Jahr 2016 gewannen die Chicago Cubs nach 108 Jahren zum ersten Mal wieder die World Series im Profi-Baseball. Dabei darf nicht vergessen werden, dass im Jahr 1908 der Einzug der Cubs ins Finale quasi am grünen Tisch besiegelt wurde. Auslöser war ein spielentscheidender Baserunning-Fehler in einem Spiel gegen die um die Meisterschaft konkurrierenden New York Giants, der als “Merkle’s Boner – Merkles Schnitzer” in die Geschichte einging.
Was dieser “Merkle’s Boner” war, davon singt u.a. dieser Song:

Aber nochmal kurz auf deutsch: Beim Spielstand von 1:1 und 2 Aus im letzten Inning sind die NY Giants am Schlag und haben die Eck-Bases besetzt. Baserunner auf eins ist Fred Merkle (lebte 1888-1956), Rookie und talentierter First-Baseman der Giants. Der dann folgende Hit ins Outfield bedeutet den Sieges-Run für die gastgebenden Giants von der dritten Base. Im Freudentaumel stürmen die Zuschauer das Feld – und Merkle verlässt fluchtartig den Platz ohne zur zweiten Base vorzurücken. Daraufhin reklamieren die Cubs das Force Out an zwei, der gescorte Run zählt somit nicht. Doch das Spiel wird nicht wieder aufgenommen.

Die Entscheidung fällt am grünen Tisch: Aus dem Sieg der Giants wird ein Unentschieden. Beide Teams treffen sich zu einem Wiederholungsspiel. Dieses gewinnen die Cubs dann und sichern sich so die Meisterschaft in der National League und den Einzug in die World Series, wo sie die Detroit Tigers schließlich 4-1 hinter sich lassen. Warum es in der Folge über ein Jahrhundert bis zum nächsten Titel dauerte, erzählt u.a. der Inside Corner-Artikel “Eine Meisterschaft für eine Ziege”.

Der Spitzname “Bonehead”, auf deutsch in etwa Armleuchter, den die New Yorker Presse dem 19-jährigen Merkle am Folgetag des Vorfalls verpasste, begleitete den Mann an der ersten Base ein Leben lang. Dabei galt Merkle unter Spielerkollegen als hochintelligenter Spielertyp. Giants Manager-Legende John McGraw wandte sich stets an ihn, um anstehende Spielzüge zu besprechen. Und selbstverständlich ist es maßlos übertrieben, das knappe Scheitern der Giants in der Saison 1908 diesem singulären Schnitzer von Fred Merkle zuzschreiben. Sein Team verlor von den 154 Spielen viel wichtigere ohne sein Zutun. Doch das kollektive Baseballgedächtnis ist da unbarmherzig…

Von 1917-1920 wechselte Merkle ironischerweise sogar nach Chicago zu den Cubs. Doch sein Pech hielt auch dort an: Von insgesamt 5 Teilnahmen an den World Series gewann er auch bei den Cubs keinen einzigen Titel. Immerhin eine Bar in der Nähe zum Wrigley-Field der Chicago Cubs wurde ihm gewidmet. Und weitere Lieder gedichtet:

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